Ritter Gerhardus Chorus
 
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Bildausschnitt: Ritter Gerhardus

Bemerkung: Dieses Bild wird im Text unter der Nummer 3 erwähnt.
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Statuen an Dom und Rathaus

Bemerkung: Dieses Bild wird im Text unter der Nummer 5 erwähnt.
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Das Wappen des älteren Bruders

Bemerkung: Dieses Bild im Text unter der Nummer 6a erwähnt.
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Das Wappen des Gerhardus Chorus (Skizze)

Bemerkung: Dieses Bild im Text unter der Nummer 6b erwähnt.
 
Katharina Chorus
 
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Bildausschnitt: Katharina Chorus

Bemerkung: Dieses Bild wird im Text unter der Nummer 3 erwähnt.
 
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9. Mai 2007 - 10:55:29

Die Familie Chorus stammt aus Aachen. Der Name ist erstaunlich konstant über mehrere Jahrhunderte hinweg. Gelegentliche Namensvarianten sind Corus, Currus, auch Koryss oder Korres. Die genaue Herkunft des Namens ist nicht geklärt. Lange Zeit glaubte man im Anschluss an die Biographie von Quix aus dem Jahre 1842 mit dem Titel “Biographie des Ritters Gerhardus Chorus, Erbauers des Rathauses und des Chores an der Marien- oder Münsterkirche“, der Name sei dem Gerhardus (Chorus) für seine Verdienste beim Bau des Rathauses und des gotischen Chores am Dom zu Aachen als ehrenvoller Zuname verliehen worden. Inzwischen ist diese Ableitung aber als Irrtum erwiesen, weil es nachweislich Träger des Namens Chorus schon vor dem Auftreten des Gerhardus im 14. Jahrhundert gegeben hat.(s.Nachkommenstafel Heinrich Chorus 1) Zwei mögliche Ableitungen des Namens gibt es: Chorus könnte entweder eine latinisierte Form von „Kornhus“ sein oder auch durch Zusammenziehen aus „Konrads(son)“ entstanden sein. Immerhin gehört der Name Chorus einer alten Schicht von Familiennamen an, die in die Zeit vor der allgemeinen Vergabe von Familiennamen zurückreicht. Der Name stammt insbesondere nicht erst aus der Zeit des Humanismus( 16.Jahrhundert), als es vielfach üblich wurde, Namen zu latinisieren.
Die ältesten Zeugnisse über Namensträger Chorus reichen in das 13.Jahrhundert zurück. Ein Tiricus(Theoderich) Chorus ist als Zeuge in einer Schenkungsurkunde an ein Kloster im Jahre 1232 erwähnt. Zwei Brüder Wilhelm und Heinrich Chorus erscheinen im Jahre 1250 als Zeugen eines Landverkaufs an die Hauptkirche von Aachen, den späteren Dom. Die Liste der Aachener Schöffen enthielt im 14. und 15. Jahrhundert sechs Mitglieder der Familie Chorus, Henricus I, Johannes I, Gerhardus I, Johannes II, Heinrich II, Gerhard II.

Der berühmteste Vertreter der Familie ist Gerhardus (I) Chorus. Sein genaues Geburtsjahr ist unbekannt. Es wird mit 1285 angegeben. Über seinen Familienstatus haben wir eine gewisse Kenntnis durch den Ablassbrief vom 11.Januar 1335, ausgestellt in Avignon, dem damaligen Sitz des Papstes.( s. Bild Ablassbrief gesamt 2 und Gerhard und Katharina 3) Hierin wird denjenigen Gläubigen ein Ablass zugesichert, die für das Seelenheil des Gerhardus Chorus, seiner Ehefrau Katharina, ihrer Kinder und Nachkommen beten. Am 13.Januar 1353 haben die Eheleute eine Reihe von Seelenmessen zum 2.November (Allerseelen) gestiftet. Das Münsterstift verlegte diese Verpflichtung auf den 4.November.
Trotz der Erwähnung der Kinder im Ablassbrief ist unsicher, ob Gerhardus Chorus Kinder hatte. Das wird von vielen daraus geschlossen, dass Gerhardus Chorus umfangreiche Vermögenszuwendungen und Stiftungen an Klöster machte. Das hätte er in diesem Umfange nicht machen können, wenn er Kinder zu versorgen gehabt hätte. Die Erwähnung der Kinder im Ablassbrief könnte dann damit erklärt werden, dass entweder die den Brief ausstellenden Bischöfe an der Kurie in Avignon einen Standardtext verwandt haben oder dass das Ehepaar 1335 noch hoffte, Kinder zu bekommen.
Die öffentliche Bedeutung der Gerhardus Chorus für die Stadt Aachen beginnt 1327 mit der Erwähnung als Ratsherr der Stadt Aachen. Am 16.3.1327 wird er auch schon erstmalig als Bürgermeister der Stadt erwähnt, einen Posten, den er viermal bekleidete. Zeitweilig hatte er die Funktion des Vogtmeiers des Herzogs von Jülich inne. Wahrscheinlich auf dem Reichstag in Frankfurt am Main am 18.8.1331 wurde er zum Ritter geschlagen. Von 1357 bis zu seinem Lebensende 1367 war er Schöffe der Stadt Aachen.
Die außergewöhnliche Bedeutung des Gerhardus Chorus für die Stadt Aachen lässt sich mittelbar erkennen aus der Bestattung in der Hauptkirche, dem heutigen Dom, eine Ehre, die von wenigen Kaisern abgesehen( Kaiser Karl der Große, Otto III) nur prominenten Geistlichen vorbehalten war. Sein Grab ist in der nordöstlichen Ecke der Vorhalle des Aachener Münsters. An die Stelle der Grabplatte trat 1843 eine Kupferplatte, auf der folgende Inschrift eingraviert war, die sich jetzt auf der 1915 erneuerten Bronzeplatte wieder findet:(s. Bild Bronzeinschrift mit Madonna darüber 4)


Gerardus Corus miles virtute sonorus
Magnanimus multum scelus hic non liquit inultum
In populo magnus in clero mitis ut agnus
Urbem dilexit et gentem splendide rexit
Quem Deus a poena liberet barathrique gehenna.


Das könnte man etwa wie folgt übersetzen:


(Hier liegt begraben) Gerhardus Chorus, ein wegen seiner Vorzüge berühmter Ritter,
vielfach wohltätig, Verbrechen ließ er nicht ungesühnt
beim Volke hoch angesehen, dem Klerus gegenüber mild wie ein Lamm
Er erfreute die Stadt und regierte das Volk vorzüglich.
Dass Gott ihn vom Abgrund der Hölle verschone!


In dieser Grabinschrift spiegeln sich auch die Verdienste des Gerhardus Chorus:
Er erwarb sich zunächst Ansehen und Einfluss, da er erfolgreich in den Spannungen vermittelte, die in der Stadt zwischen den alteingesessenen Patrizier- und Grundeignerfamilien einerseits und den aufkommenden Zünften andererseits aufkamen. In den Zünften waren die verschiedenen Handwerker organisiert. Es gilt als sein Verdienst, dass die Interessenkonflikte zu seinen Lebzeiten in Aachen nicht in offenen Aufruhr umschlugen, wie es damals in vielen deutschen Städten geschah. Auch im Verhältnis zu einer weiteren wichtigen Gruppe in der Stadt, den so genannten Lombarden waren seine Vermittlungsbemühungen erfolgreich. Lombarden waren die aus Norditalien zugezogenen Kaufleute. Vor allem aber gelang es Gerhardus Chorus, in den ständigen heftigen Konflikten mit der Geistlichkeit, insbesondere mit den Klöstern, immer wieder einen Ausgleich herbeizuführen.

Gerhardus regelte die Angelegenheiten des städtischen Krankenhauses(1327), ergriff die Initiative zum Bau der äußeren Stadtmauern(1329-1336), war an der Bildung des Kurgerichtes beteiligt(1338), ein Gericht, das bis zum Ende des 18.Jahrhunderts bestand.

Auch legte er den Grundstein für das auch heute noch stehende Rathaus(1350), das auf den Fundamenten der Burg Karls des Großen errichtet ist.

Eine hohe Bedeutung erlangte Gerhardus Chorus in der Reichspolitik, wofür auch die erwähnte Ernennung zum Ritter 1331 der Beleg ist.1314 war es zur Wahl zweier Kaiser gekommen, Friedrich des Schönen aus dem Hause Habsburg und Ludwigs des Bayern aus dem Hause Wittelsbach. Der erbittert und gewaltsam ausgetragene Kampf endete 1322 mit dem Sieg Kaiser Ludwigs. In dieser Auseinandersetzung stellte sich die Stadt Aachen unter dem Einfluss des Gerhardus Chorus auf die Seite Ludwigs. Als traditionelle Krönungsstadt war es von zentraler Bedeutung, für wen Aachen sich entschied. Auch in den späteren leidenschaftlichen Auseinandersetzungen des Kaisers mit den Päpsten Johannes XXII(bis 1334) und Benedikt XII blieb Aachen an der Seite Kaiser Ludwigs. In dem neuerlich aufkommenden Streite mit dem Gegenkaiser Karl blieb Aachen unter Gerhardus bis zum Tode Ludwigs an seiner Seite. Gleichwohl gelang es der Stadt Aachen auch vom neuen Kaiser Karl die alten Privilegien bestätigt zu bekommen.

Die große Verehrung, die die Stadt Aachen ihrem Gerhardus Chorus erwies, hat Niederschlag gefunden in der langjährigen Bezeichnung des Katschhofes als Chorusplatz. Jetzt heißt die Straße zwischen Katschhof und Klosterplatz Ritter Chorus Straße. Statuen sowohl am Rathaus wie am Dom zeigen Gerhardus Chorus.(Bild 5).Die Verehrung ging so weit, dass man lange Zeit in ihm den Baumeister des Rathauses und des Domchores sehen wollte. Wenn er auch an diesen Bauvorhaben und auch an der Entscheidung des Baus einer äußeren Stadtmauer mitgewirkt haben dürfte, wäre es wohl falsch, ihm die maßgebende Rolle zuzuschreiben.

Das Wappen des Gerhardus Chorus: zwei rote überkreuzte Lilien-Stäbe (mit dreiblättrigen Spitzen) auf silber-weißem Grund mit schwarzem/roten Schildrand. Oben über den überkreuzten Stäben ist ein gelber Stern, wahrscheinlich ein Beizeichen (Bild 6b), das beim älteren Bruder Johann Chorus (vgl. Bild 6a) fehlt.

 
Weitere Bilder
 
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Nachkommenstafel Heinrich Chorus

Bemerkung: Dieses Bild wird im Text unter der Nummer 1 erwähnt.
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Der ganze Ablassbrief

Bemerkung: Dieses Bild wird im Text unter der Nummer 2 erwähnt.
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Bronzeinschrift mit Madonna darüber

Bemerkung: Dieses Bild wird im Text unter der Nummer 4 erwähnt.
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Bronzeinschrift

Bemerkung: Dieses Bild wird im Text unter der Nummer 4 erwähnt.